Behind Buchhandel

Versandkosten *seufz*

Wie Sie vermutlich an der ein oder anderen Stelle gelesen haben dürften, hat die Post die Versandkosten für Briefe ab dem 1.1.2025 kräftig erhöht. Allein der Standard-Brief ist nun fast 12% teuerer als bisher. Wie viele Bücher kennen Sie, die als Standard-Brief verschickt werden können? Betrachten wir also die Versandkosten aller gängigen Post-Produkte, die für Bücher in Frage kommen:

Standardbrief (da passt kein Buch rein)0,95 €
Kompaktbrief (da meistens auch nicht)1,10 €
Großbrief (geht manchmal für 1 Buch)1,80 €
Maxibrief (für 1-2 normale Taschenbücher)2,90 €
Einwurfeinschreiben: Briefporto (s.o.) +2,35 €
DHL Päckchen S (bis 2kg und bis 10cm Höhe)4,19 €
DHL Päckchen M (bis 2kg und Kantenlänge über 30cm, z.B. 1 Wimmelbuch)5,19 €
Pakete (bis 5kg für viele, auch große Bücher uvm.)7,69 €

Was möchten wir als Buchhandlung?

Zunächst einmal: Wir betrachten uns als lokale Buchhandlung und nicht als Versandbuchhandlung. Deshalb unterscheiden wir bei den Versandkosten zwischen unserem Einzugsgebiet und anderen PLZ-Bereichen. Nachfolgend soll es der Einfachheit halber nur um unser Einzugsgebiet gehen: Wir haben bisher Bücher versandkostenfrei innerhalb unseres Einzugsgebiets (PLZ-Gebiet 49***) verschickt, wenn der Warenwert 20€ oder mehr betrug, darunter 2,90€ berechnet. In der Praxis bedeutete das: einzelne Taschenbücher schicken lassen kostete unsere Kund:innen Geld, ein gebundenes Buch war in den meisten Fällen kostenlos. Letztere sind aber oft größer und schwerer, sind für uns im Versand also tendenziell teurer, dafür verdienen wir am Buch selbst etwas mehr als am Taschenbuch (der prozentuale Anteil unserer Marge ist aber identisch).

Wir müssen uns also die Frage stellen: Was möchten wir? Grundsätzlich ist das: gleiches Recht für alle – das klingt hoffentlich auch für Sie gut. Als Unternehmen sind wir darauf angewiesen, mit Büchern Geld zu verdienen, auch wenn es oft nicht viel ist. Ein kostenloser Versand kostet aber nur für unsere Kund:innen kein Geld, für uns kostet es. Immer. Nicht wenig. Als kleines Unternehmen haben wir auch keine nennenswerten Rabatte für den Versand wie andere Großhändler oder große Buchhandlungen. Bisher konnte es daher sein, dass wir beim kostenlosen Versand draufgezahlt haben. Schauen wir uns doch mal an, wie sich der Buchpreis zusammensetzt (Abweichungen gibt es je nach Verlag und unseren Bezugskonditionen dort):

Buchpreis:20,00 €
davon Mehrwertsteuer1,31 €
Rohgewinn Verlag12,15 €
Rohgewinn Buchhandlung6,54 €

Was müssen wir von unserem Rohgewinn alles bezahlen?

Personal, Miete, Strom, Nebenkosten, Transport der Bücher zu uns, Versicherungen, Beiträge, und bisher, im o.g. Fall, auch die Versandkosten an unsere Kund:innen.

Der Deal: Teilen wir uns die Versandkosten!

Achtung: MwSt.-Exkurs

Alle eingangs erwähnten Porto-Kosten von Post und DHL sind mehrwertsteuerfrei. Aber, wie erwähnt, sind wir ein Unternehmen und müssen Mehrwertsteuer ausweisen. In unserer neuen Versandpauschale von 2,90€ ist also immer die Mehrwertsteuer enthalten. Wir „haben“ davon also 2,71€. Der Versand eines Maxi-Briefs kostet uns aber 2,90€. Bei einer solchen Sendung beteiligen wir uns also auch noch mit 0,19€ an den Versandkosten. Bei einem Taschenbuch für 10€ würden wir ohne diese Versandpauschale keinen einzigen Cent verdienen, u.U. sogar draufzahlen, könnten – wirtschaftlich betrachtet – es also gleich sein lassen.

/Exkurs Ende

Mit der neuen Versandpauschale von 2,90€ übernehmen wir mehr von den Versandkosten, je mehr Bücher gekauft werden. Bei einem 4,5kg Paket für 7,69€ übernehmen wir also 4,98€. Oder, in Taschenbüchern gerechnet: an einem der ca. 5-8 Bücher verdienen wir praktisch nichts.

Warum nicht versandkostenfrei ab einem bestimmten Betrag?

Diese gängige Praxis, die sich in den letzten Jahren mehr oder weniger als Standard in vielen Onlineshops etabliert hat, ist ein reiner Marketing-Gag und soll Kund:innen dazu verleiten, eher mehr zu kaufen, um den Grenzwert für den kostenlosen Versand zu erreichen. Diesen Marketing-Gag muss man sich aber auch leisten können und wollen: Irgendwo muss man die als Unternehmen diese Versandkosten dann einsparen. Eine Lieferung geht nicht selten zu Lasten des Personals (-> Buchtipp: Orry Mittenmayer, „Ausgeliefert“), und fast immer auch zu lasten der Umwelt. Sie, als lesende Menschen werden das vermutlich nachvollziehen können. Wenn die Versandkosten

steigen, können wir nicht die Buchpreise erhöhen, sondern müssen eine für uns passende Lösung finden, damit umzugehen, auch möchten wir unseren Hang zur Selbstausbeutung nicht noch weiter ausnutzen, denn wie oben erwähnt, verstehen wir uns nicht als Versandbuchhandlung. Wir freuen uns über die vielen Personen, die uns jeden Tag besuchen um ihre Bücher abzuholen, oder vor Ort zu stöbern. Für diese Menschen leisten wir uns die Miete eines Ladens in der Innenstadt und sind dankbar für jedes Buch, das zusammen mit Ihnen unsere Buchhandlung verlässt und nicht einsam in einem kalten Versandkarton verschickt wird.

Titelbild: Designed by Freepik

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