Liebe*r Freund*innen der Literatur und unserer Buchhandlung,
das Jahr 2024 ist jetzt fast vorbei und wir wollen einen Rück- und auch einen kleinen Ausblick wagen. Dieses Jahr war auch Dank Ihrer/eurer Unterstützung ein ganz feines Jahr! Wie bei so einem Jahresrückblick üblich, ist es auch dieses mal etwas mehr Text geworden. Wir empfehlen daher vor Beginn der Lektüre den Griff zu einer Tasse heißem Tee und eine volle Schüssel mit Keksen.
Das Jahr ging gut los: Unsere Auszubildende bestand ihre Abschlussprüfung und lies sich dabei auch von ausgesprochen erschwerten Bedingungen nicht aus der Ruhe bringen (Grüße an die IHK. Das mit den Prüfungsräumen und deren Ausstattung üben wir nochmal.). Ihre Prüfungsaufgabe passte auch ganz hervorragend ins Jahr 2024: Es ging um die Konzeption einer (fiktiven) Veranstaltung zum 125. Geburtstag Erich Kästners und dazu hatten wir – unabhängig von der Prüfung – auch schon eine reale Veranstaltung vorbereitet und sind ins erste Halbjahr unserer Littera-Veranstaltungen gestartet: Tobias Lehmkuhl betrachtete in „Der doppelte Erich. Kästner im Dritten Reich“ den Autor von einer gemeinhin kaum bekannten Seite und zugleich sehr differenziert.
Im Februar dann hatten wir das Vergnügen, Lea Singer auf der Bühne begrüßen zu dürfen. Mit „Die Heilige des Trinkers“ erfuhren wir viel über die ereignisreiche Geschichte von Andrea Manga Bell, der Lebensgefährtin von Joseph Roth und Ehefrau von Alexander Douala-Bell, Sohn des unter deutscher Kolonialherrschaft hingerichteten Douala-Königs Rudolf Manga Bell. Es war gleichzeitig auch eine kleine Zeitreise durch die deutsche (Kolonial-) Geschichte.
Aus der Geschichte nichts gelernt? Während in ganz Deutschland mehrere Millionen Menschen gegen Rechts auf die Straßen gingen, brachte die Stadt Osnabrück ihren 10-Punkte-Plan für Osnabrück in Stellung. Und diese gestrigen Ideen zum einem Sicherheitskonzept konnten wir nicht unkommentiert lassen und belebten unseren Blog wieder an dieser Stelle und mit neuer Adresse: www.literatur-osnabrueck.de
Im März dann hatten wir zwei weitere Lesungen: Alena Schröder (wahrscheinlich schafft es niemand auch nur annähernd so elegant, eine BRAVO so humorvoll in eine Roman-Lesung einzubauen) und Yandé Seck („Weiße Wolken“) stellten ihre neuen Romane vor, in denen die Familie genauso thematisiert wurde, wie die Entwicklung unserer Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten bis in die heutige Zeit.
Unser noch relative junges Konzept „Wir geben Raum“1 ging dann in die nächste Runde: Die Band Jaikoru spielte ein Wohnzimmer-Konzert zum Album-Release. Auch hier sagen wir Danke für eine tolle Erfahrung mit tollen Menschen auf der Bühne und im Publikum!
Im April dann stand wieder unsere traditionelle Lesung der drei inhaber*innen geführten Buchhandlungen an: Die Buchhandlung zur Heide, die Buchhandlung Eicholt und die Altstädter Bücherstuben begrüßten Barbara Beuys, die mit „Die Heldin von Auschwitz“ die Geschichte einer fast vergessenen Frauenfigur wieder zurück ins Gedächtnis holte. Wir bedanken uns bei der Kunsthalle Osnabrück für ihre Räumlichkeiten und für die Unterstützung vor Ort.
Viele unserer Kund*innen kennen meist nur die Spitze des Eisbergs Buchhandel. Wer Glück hatte, konnte sich darüber hinaus im April unter eine der zahlreichen Schulklassen mischen, die uns anlässlich des Welttags des Buches 2024 besuchten. In diesem Rahmen gab es auch das Buch zur Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ für die vielen Schüler*innen, bei denen wir uns für die Aufmerksamkeit, Geduld und spannenden Fragen bedanken möchten. Danke auch an die Lehrkräfte, die mit ihren Klassen an dieser Aktion teilnehmen!
Der Mai brachte eine weitere Lesung im Rahmen von „wir geben Raum“: eva dix las aus ihrem Psychothriller „ghosting“, bei dem sich nicht nur das Publikum davon überzeugen konnte, dass eine geübte Stimme fast genauso wichtig für eine absolut gelungene Veranstaltung ist, wie das Buch selbst!
Zu Osnabrück gehört auch die Maiwoche. Diesmal XXL. Dass man über das Gesamtkonzept des Stadtmarketings für dieses Großereignis durchaus geteilter Meinung sein kann, haben wir regelmäßig auch gegenüber dem Stadtmarketing geäußert. Alles voller (betrunkener) Menschen, Buden, Kabelbrücken, dafür werden dann einige Buslinien eingeschränkt? Stadt für alle? So eher nicht.2
Zu Beginn der Maiwoche machten wir also Betriebsferien und damit mal ein langes Wochenende.
Und das hat so gut geklappt, das machen wir auch im Jahr 2025 wieder: Vom 09.05.-12.05. ist die Buchhandlung geschlossen.
Und ganz nebenbei besuchten uns wie in jedem Frühjahr und Sommer „unsere“ Vertreter*innen „unserer“ Verlage. Bei diesen über 30 Personen möchten wir uns ganz besonders herzlich bedanken für die vielen spannenden Gespräche über neue und alte Literatur und die ein oder andere Abschweifung! Von einigen mussten wir uns diesen Sommer verabschieden, wir wünschen alles Gute in den wohlverdienten Ruheständen!
Der Sommer brachte uns aber auch ein neues Lesungsprogramm: Wir begrüßten Dilek Güngör und ihrem Roman „A wie Ada“ zur Lesung bei uns in der Buchhandlung. Auch Jayrôme C. Robinet besuchte uns mit seinem sehr persönlichen Buch. Diese Veranstaltung wurde organisiert vom Kunstraum Hase29 und fand bei uns im Rahmen von „wir geben Raum“ statt. Danke an dieser Stelle an Organisator*innen und den Autor für einen tollen Abend!
Zusammen mit dem Museumsquartier, Fokus e.V. und der Kunsthalle veranstalteten wir dann im Sommer bei fantastischem Wetter die Lesungen und Gespräche mit Luise Kamisek, Franziska Setare Koohestani und Linus Giese. Diese Lesungen waren Teil der Reihe „Körper oder Utopie“, die uns das Jahr über begleitete. Wir freuen uns über diese positive und konstruktive Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, wie auch auf das neue gemeinsame Programm 2025! Ein Geheimtipp für heiße Sommertage in der Innenstadt: der schattige Innenhof des Felix-Nussbaum-Hauses ist eine grüne Insel, versteckt mitten im Stadtgewimmel – neuerdings sogar mit benachbartem Café Felka, ebenfalls immer einen Besuch wert.
Zeit für eine kurze Pause! Ihr Tasse Tee ist bestimmt inzwischen entweder kalt und/oder genauso leer wie die Schüssel mit Keksen

weiter geht’s!
Der August hatte es wieder in sich: Schulbücher soweit das Auge reicht! Immer zum Schuljahresbeginn beliefern wir zahlreiche Schulen in Stadt und Landkreis, neben unserem Tagesgeschäft. Immer wieder schön, wenn man diesen logistischen Albtraum irgendwie gebändigt bekommt. Zur Belohnung hatten wir dann „nebenher“ noch weitere Veranstaltungen: Elina Penner (in der Kunsthalle) und die Kulturnacht rundeten den Monat ab. Für letztere öffneten wir unsere Räumlichkeiten für eine Veranstaltung in Kooperation mit der Universität Osnabrück, die bei uns ein Wohnzimmer-Konzert zum Thema Woodstock veranstaltete. Und gerade als wir nach der Veranstaltung die Tür schließen wollten, kam eine ca. 30 köpfige Impro-Jazz-Kapelle herein und verschob mit ihrer guten Laune unseren Feierabend etwas nach hinten…
Der Herbst brachte mit Saša Stanišić, Iris Wolff und Frank Schulz weitere Veranstaltungs-Highlights und „volles Haus“ am jeweiligen Veranstaltungsort. Ohne jetzt Druck aufbauen zu wollen, freuen wir uns sehr auf die nächsten Bücher der drei!
Anlässlich der kritischen Ersti-Wochen der linken Hochschulgruppe „Die kleinen Strolche“ hatten wir uns auch in diesem Jahr etwas besonderes ausgedacht: Eine Mitarbeiterin des Correctiv-Verlags besuchte uns und bot einen interessanten Einblick in Verlagsarbeit und auch journalistischen Alltag in gesellschaftlich schwierigen Zeiten.
Und wenn Sie das Gefühl haben, dass wir Sie dieses Jahr stellenweise verfolgt haben: so ganz falsch ist nicht. Mit unseren etwa 50 Büchertischen (zusätzlich zu unseren eigenen Veranstaltungen) haben wir uns auch an anderen Orten in der Stadt öfter rumgetrieben und Bücher unter die Menschen gebracht, in der ein oder anderen Jury einen Vorlesewettbewerb unterstützt und an unzähligen Planungstreffen für zukünftige Veranstaltungen teilgenommen. Doch keine Sorge, wir hatten trotz dieser ausgeprägten Nachtaktivität ausreichend Zeit für Schlaf und zum Lesen. Zumindest meistens.
Ein weiteres Highlight dieses Jahres war unser Antifaschistischer Aufkleber-Adventskalender, eine Box mit 24 Aufklebern, die so wenig weihnachtlich ist, dass sie auch das ganze Jahr über verwendet werden kann und die uns bei der Ideenfindung, dem Beiwohnen bei der Entstehung der Zeichnungen, den Abendschichten beim Zusammenstecken viel Freude bereitet hat – vielen Dank an dieser Stelle auch noch mal an alle Beteiligten! – und wie wir an den vielen Rückmeldungen sehen können, auch vielen anderen Personen!
Und schwupps, waren wir schon im Dezember, mitten im vorweihnachtlichen Stress. Zum Jahresabschluss haben wir wieder viele freundliche Menschen getroffen, die übers Jahr nicht so viel Zeit hatten, sich mit Muße von Büchern finden zu lassen. Umso mehr haben wir uns über die vielen Gespräche gefreut.
Wie alle Jahre wieder, stellen wir nicht nur zur jährlichen Inventur fest, dass wir ganz schön viele, ganz schön gute Bücher haben. Einige davon sind sehr treu und begleiten uns schon eine Weile, während sie auf den*die neue Besitzer*innen warten. Andere Bücher verlassen uns dagegen schneller, als wir sie nachbestellen können. Und da man zwischen all den Büchern irgendwann zwangsläufig den Überblick verliert, bleibt nur eines: einmal im Jahr muss gezählt werden! An dieser Stelle unser Hinweis auf unsere Jahresinventur am 6. Januar 2025, wegen der die Buchhandlung an diesem Tag geschlossen bleibt.
Danach starten wir Mitte Januar schon ins neue Lesungsprogramm und freuen uns auf ein gutes Jahr 2025 mit euch/Ihnen!
BL/KB
- Mit „wir geben Raum“ möchten wir vor allem lokale Autor:innen, aber auch anderen Kunstschaffenden eine Möglichkeit zum Auftritt geben und stellen dafür unsere Räumlichkeiten und unsere Zeit zur Verfügung. Mehr Infos HIER ↩︎
- wir empfehlen, konstruktives Feedback ans City-Marketing über deren Kontaktformular: https://www.marketingosnabrueck.de/ueber-uns/kontakt/ ↩︎