Abbildung des Buches "Die Frau als Mensch" von Uli Lust
Rezension

Uli Lust – Die Frau als Mensch (Deutscher Sachbuchpreis 2025)

In ihrem Comic „Die Frau als Mensch“ beleuchtet Ulli Lust Geschlechterverhältnisse von der Kindheit bis zur Frühgeschichte der Menschheit. Ausgehend von persönlichen Alltagsbeobachtungen kritisiert sie gesellschaftliche Tabus rund um den weiblichen Körper. Im Kontrast dazu stellt sie archäologische Funde aus der Urgeschichte – vor allem Frauenfiguren mit betonten Geschlechtsmerkmalen –, die sie als Beleg für eine ehemals zentrale Rolle der Frau in der Gesellschaft interpretiert.

Lust entwickelt die These, dass Frauen in frühen Kulturen das Idealbild des Menschen waren. Grundlage ihrer Überlegungen sind Artefakte wie Gräberfunde, in denen häufig Frauen reich bestattet wurden, darunter auch Menschen mit Behinderung – was auf eine fürsorgliche, inklusive Gesellschaft hinweist. Ergänzt wird dies durch Erkenntnisse aus der Primatenforschung, die zeigen, dass Menschen sowohl konkurrenz- als auch kooperationsorientiertes Verhalten in sich tragen.

Lust betont, dass viele frühzeitliche Interpretationen durch männlich dominierte Forschung verzerrt sind. Ihr Comic stellt keine absolute Wahrheit dar, sondern bietet eine alternative, feministische Perspektive auf die Frühgeschichte, die wissenschaftlich fundiert, aber bislang unterrepräsentiert ist. Die Wahl des Comics als Medium ist dabei spannend, da es vergleichsweise einfach zugänglich einen Bogen über hunderttausende Jahre menschlicher Geschichte bis hin in die Gegenwart. Die Autorin baut dabei fast schon beiläufig Quellen in den Text ein und schafft es durch die Kombination von Text und Bild eine außergewöhnliche Informationsdichte zu entwickeln. Menschliche Kulturgeschichte mal (endlich!) aus einer weiblichen Perspektive. „Die Fau als Mensch“ ist absolut lesenswert – auch für Meschen, die bislang noch kein Comic gelesen haben, weil diese Textsorte im Feuilleton eher unterrepräsentiert ist!

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